Fritz Schaefler

1888 - 1954

Mit der Übernahme zweier Nachlässe zu Fritz Schaefler – des umfangreichen Familien-Nachlasses Schaefler in Köln und des Nachlasses  der Sammlerfamilie Heymann in London und Berlin, ehemals Köln, – dokumentiert VAN HAM Art Estate sein Engagement zur kunstgeschichtlichen Pflege der Klassischen Moderne in zweierlei Hinsicht: Sie nimmt einen wichtigen Maler einer etwas jüngeren Expressionisten-Generation in sein Portfolio auf und liefert zugleich eine weitere Basis zur Erforschung der rheinischen Kunst der Zwischenkriegszeit.

Der am 31.12.1888 im bayrischen Eschau geborene Fritz Schaefler ging 1905 zunächst zu einem Architekturstudium an die TH München, besuchte ab 1906 die dortige Kunstgewerbeschule und ab 1908 die königliche Kunstakademie (u. a. bei Angelo Jank). In seinem Schwabinger Atelier und am Simssee schuf Schaefler danach zahlreiche Bilder in spätimpressionistisch-naturalistischer Malweise, die noch 1915/16 in den Berliner und Münchner Sezessionen gezeigt wurden. Nach Kriegsdienst und Verwundung im Ersten Weltkrieg ließ er sich 1917 wieder in München nieder, heiratete 1918 Vera Linzen (1895-1938), die Tochter der Schriftstellerin Clara Ratzka (1871-1928), mit der er einen Sohn Hannsotto (1918-1983) hatte.
Im Zuge der Kriegserlebnisse entsteht eine neue Werkphase mit dramatischen expressionistischen Graphiken, die apokalyptischen und religiösen Motive enthalten und 1918 in der Galerie Goltz ausgestellt werden. In der Folge beteiligt sich Schaefler an der Münchner Revolution, ist Mitglied und Schriftführer im „Aktionsausschuss Revolutionärer Künstler“, fertigt Holzschnitte für die revolutionären Zeitschriften „Der Weg“ und „Süddeutsche Freiheit“. Daneben entstehen zahlreiche graphische Porträts von den wichtigsten Persönlichkeiten der Räterepublik. Aus dieser Zeit datieren auch viele Künstlerfreundschaften, wie zu Georg Schrimpf, Paul Klee, Erich Heckel oder Heinrich Maria Davringhausen.

Nach 1919 musste auch Schaefler aus München fliehen. Er ging zunächst nach Österreich zu Alfred Kubin und ließ sich 1920 mit seiner Familie in Prien am Chiemsee nieder. Es folgte eine neue Werkphase mit expressionistischen Landschafts- und Figurenbildern in stark bewegter und farbkräftiger Malweise. Bedeutungsvoll war die Freundschaft mit Kurt Gerstenberg, der mit ihm 1923 nach Italien reiste und häufiger Arbeiten an Sammler vermitteln konnte.
Zu diesen Kontakten gehörte auch der Kölner Textilfabrikant Joseph Heymann (1887-1954), der allmählich zum Hauptsammler Schaeflers wurde und wohl auch seine Übersiedlung 1927 nach Köln beeinflusst hat.
Neben einer verbesserten Auftragssituation war auch die lebendige Kölner Kunstszene seinem Schaffen förderlich. Neue Freundschaften entstanden zu den „Kölner Progressiven“ um Heinrich Hoerle und Franz Wilhelm Seiwert, zu Anton Räderscheidt sowie zu den Architekten Wilhelm Riphahn und Hans Hansen. Von Davringhausen übernahm er Wohnung und Atelier in Köln-Bickendorf, jener neuen Riphahn-Siedlung, für die er auch als Farbgestalter tätig war. Viele öffentliche Aufträge erfolgten weiterhin - Farbkonzepte für Neubausiedlungen, Krankenhäuser oder für die Deutsche-Hygiene-Ausstellung Dresden 1930, daneben eine große Zahl an Glasfenstern und Wandbildern (u.a. in St. Nikolaus Bensberg und im Rathaus Wipperfürth). Bekannt wurde Schaefler aber auch als leidenschaftlicher Organisator von Künstlerfesten im Kölner Karneval. Die Themen seiner nunmehr in festere Konturen gebrachten Arbeiten erweitern sich um Bilder von Stadtansichten sowie vom städtischen Leben selbst.
In der Zeit des Nationalsozialismus erfuhr die künstlerische Karriere Schaeflers herbe Rückschläge. Die jüdische Familie Heymann emigrierte 1937 mit ihrer Kunst-Sammlung nach England, Werke Schaeflers wurden aus Museen beschlagnahmt und in der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Er selbst heiratete nach dem tragischen Selbstmord seiner Frau Vera ein zweites Mal. Mit Elisabeth Höffken flüchtete er vor den Bomben des Krieges aus Köln ins Bergische Land. Nach dem Kriegsende lebte er zurückgezogen in Köln, wo er und am 24. April 1954 starb und schließlich in Bensberg beerdigt wurde. Sein Andenken wurde durch seinen Enkel Christoph Schaefler (1951-2017) bewahrt. Fritz Schaeflers Schriftzeugnisse werden zukünftig im Rheinischen Archiv für Künstlernachlässe (RAK) Bonn verwahrt.

Text: Adam C. Oellers

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